Anfang Februar 2023 kam die Meldung, dass der Freistaat bayernweit 15 weitere Technologietransferzentren (TTZ) mit 103 Millionen Euro fördert, darunter drei aus der Region:
- Bad Kissingen: Laboranalytik, Medizintechnik
- Kitzingen: Robotik, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung
- Marktheidenfeld: nachhaltige additive und digitale Produktion
Ziel der Zentren ist es, den Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft zu fördern.
Das TTZ in Kitzingen (TTZKT) wird unterstützt von einem Konsortium, dem neben Vertretern von über 20 lokalen Unternehmen auch die IHK Würzburg-Schweinfurt, die Handwerkskammer für Unterfranken, die Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt und der Landkreis Kitzingen angehören. Standort des neuen Zentrums ist der INNOPARK.
Wir hatten Anfang 2022 bereits Frank Albert interviewt, Sachgebietsleiter Wirtschaftsförderung, Tourismus, ÖPNV, BNE des Landkreis Kitzingen. Damals wurde noch an einer Projektskizze für den Förderantrag gearbeitet.
Heute ein Follow-up, bei dem er unter anderem erzählt, wann es losgeht, auf die finanzielle Ausstattung eingeht und welche Erwartungen er bzw. die Landrätin an das TTZ haben.
Wie sieht der Fahrplan für die Realisierung des Technologietransferzentrums aus? Wann ist die Eröffnung geplant?
Der geplante Start ist am 01. Oktober 2023 unter einer kommissarischen Institutsleitung (Professoren Dr. Jean Meyer und Dr. Tobias Kaupp).
Nach Unterzeichnung des Stiftervertrags im Juli wird die Institutsleitungsstelle ausgeschrieben. Die kommissarische Institutsleitung plant parallel die Stellenbesetzungen und stimmt gemeinsam mit den Firmenvertretern die technische Ausstattung des TTZKT ab.
Wie viele Menschen werden in Kitzingen arbeiten/forschen?
Aktuell ist folgende Besetzung geplant, die aber noch durch die THWS final festgelegt werden muss: zu Beginn ein Institutsleiter als Stiftungsprofessor, zwei wissenschaftliche Mitarbeitende, zwei Laboringenieure und eine Verwaltungskraft.
Wie viele Unternehmen haben sich beteiligt und können noch weitere mitmachen?
Wir sind mittlerweile 21 Unternehmen – übrigens nicht nur aus dem Landkreis Kitzingen –, die beiden Kammern IHK Würzburg-Schweinfurt und Handwerkskammer für Unterfranken sowie der Landkreis Kitzingen. Selbstverständlich steht unser Unternehmensnetzwerk weiteren Partnern aus der Wirtschaft zur Verfügung. Wir treffen uns regelmäßig einmal im Monat bei wechselnden Unternehmen, tauschen uns aus, lernen uns (besser) kennen und loten erste Projekte aus.
Wie hoch ist die finanzielle Ausstattung des TTZKT seitens des Freistaats? Wie viel steuern die Unternehmen bei?
Der Freistaat wird in den kommenden Jahren zwischen fünf und sechs Millionen Euro bereitstellen. Die Unternehmen übernehmen pro Jahr grundfinanziert 175.000 Euro für die Stiftungsprofessur. Darüber hinaus werden der Landkreis Kitzingen und die hoch.rein Gruppe als Eigentümer des INNOPARK die Mietkosten tragen. Nach der Anschubphase (die ersten fünf Jahre) stellt der Freistaat bei positiver Evaluation eine Grundfinanzierung in Aussicht.
Welche Schwerpunkte setzt das TTZKT in Bezug auf die Themenfelder Robotik und KI? Gibt es bereits konkrete Forschungs- und Entwicklungsprojekte?
Die konkreten Forschungsschwerpunkte legen die beteiligten Unternehmen gemeinsam mit der Institutsleitung in den kommenden Jahren fest. Erste Kooperationsprojekte sind in der Ideenfindungsphase.
Welche Erwartungen und Ziele hast Du/hat die Landrätin an das Technologietransferzentrum? Welche (langfristige) Bedeutung und Auswirkungen siehst Du für den Wirtschaftsstandort Kitzingen?
Der Landkreis will mit der Ansiedlung des Technologietransferzentrums den Wirtschaftsstandort Kitzingen stärken sowie unsere Attraktivität weiter steigern. Wir möchten den Wissenstransfer aus der Technischen Hochschule in die Wirtschaft in den kommenden Jahren beschleunigen und erhoffen uns für unsere Betriebe Wettbewerbsvorteile durch verbesserte Produktionsabläufe, neue Produkte, neue Produktions- und Verfahrensweisen sowie den Zugriff auf Fachkräfte aus der Hochschule.
Es muss uns noch besser gelingen, Absolventen der THWS in der Region zu halten. Wir stehen in einem im stärker werdenden Wettbewerb – nicht nur global, sondern auch regional. Wettbewerbsnachteile wie hohe Lohnnebenkosten, extrem hohe Energiepreise wie auch demografische Faktoren können wir nur wettmachen, wenn wir uns als Region gemeinsam zusammentun, neueste Entwicklungen und Trends aus den Hochschulen aufgreifen und schnell in die Wirtschaft bringen. Das TTZKT soll hier nur ein Anfang sein. Wir planen auch Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen.
Welche Erwartungen haben die beteiligten Unternehmen, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen, darunter eine Zimmerei oder ein Anlagenbauer, und die Hochschule hinsichtlich der Zusammenarbeit?
Die Unternehmen versprechen sich Zugang zu neuestem Wissen, neuesten Trends als auch Technologien. Sie erhoffen sich von der Zusammenarbeit – auch untereinander – neue Impulse. Darüber hinaus spielt auch das Thema Fachkräftemangel eine große Rolle. Wir verfügen über sehr viele spannende und hervorragende Arbeitgeber. Oftmals sind diese Firmen unter Studierenden gar nicht so bekannt. Auch hier erhoffen wir uns eine Steigerung unseres Bekanntheitsgrads.
Wie profitieren Unternehmen von den Forschungsergebnissen und Entwicklungen des TTZ?
Die Unternehmen geben die Aufgabenstellungen der angewandten Forschung vor. Sei es über drittmittelfinanzierte Projekte oder über Auftragsforschung direkt ans TTZ. Die Forschungsergebnisse kommen den Unternehmen also unmittelbar zugute. Auch können sie von der anzuschaffenden Labor- und Messtechnikausstattung profitieren. Oftmals lohnt sich die Anschaffung bestimmter Laborgeräte für ein einzelnes Unternehmen nicht.
Wir wollen mit unserem TTZKT mittel- und langfristig ein großes Forschungslabor für die Region und unsere Unternehmen schaffen. Dabei soll das TTZKT wie ein Brückenkopf in die Technische Hochschule funktionieren. Sprich, über das TTZKT sollen die beteiligten Firmen Zugang zu allen Einrichtungen der Hochschule bekommen. Beispielsweise zum Center for Robotics (CERI) am Campus Schweinfurt der THWS oder dem Center for Artificial Intelligence and Robotics (CAIRO) am Campus Würzburg. Darüber hinaus laufen bereits Gespräche mit weiteren Professoren der THWS aus anderen Studiengängen für mögliche Kooperationen.
Gibt es bereits Pläne für Kooperationen oder den Austausch mit anderen Technologietransferzentren?
Mit den anderen Technologietransferzentren, die in Mainfranken entstehen werden bzw. bereits vorhanden sind, wollen und werden wir ebenfalls in Austausch gehen. Unser Fokus liegt aktuell darauf, das TTZKT erst einmal „an den Start“ zu bringen und zu etablieren. Alles Weitere ergibt sich später.
Wo findet man weitere Infos? Gibt es eine Webseite?
Eine eigene Website befindet sich gerade im Aufbau. Für Informationen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.
Foto: Urkundenübergabe von Wissenschaftsminister Blume.
Bildquelle: Landratsamt Kitzingen